Freitag, 10. November 2017

Erdlinge



Da muss der Wolf mal etwas klären. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht hier im Blog für etwas Ordnung zu sorgen. Immer wenn es jetzt so eine Geschichte gibt, die eigentlich hier nicht hergehört, in der falschen Jahreszeit spielt oder sogar eine alternative Zeitlinie nutzt, dann wird er es künftig kommentieren, wie in diesem Fall:

"Errrdlinge" schnarrt der Kettenrobot, als er eine Maus aufgreift und sie laut schimpfend in die Höhe hebt: "Lass mich los du alte Blechdose. Du verknitterst mir ja das Fell!" Doch der Roboter Harold hält den Protestler mit eiserner Faust fest.

"Oh, oh," Der Armstrong mit starken Armen und schwachem Geist blickt mit entsetztem Kamera-Auge auf den aufgegriffenen Eindringling. Diese flinken, warmen Lebensgeister machen einem Roboter richtig Angst. Verflucht sei der Tag, da seine Schöpfer ihm Emotionen mitgegeben haben.

"Wass soll ich mit dem Errrdling machen?" Harold schwenkt unschlüssig die Maus in der Maschinenhand. Die Metallwesen nennen sich selber 'Botz' und wenn sie jemanden beeindrucken wollen gar "Ro-botz". Aber vor diesen Erdlingen haben sie Angst. Die unterhöhlen für ihre Behausungen den Boden unter den schweren Tritten der Botz. Und wenn der schwere Eisenmann auf so eine Höhle oder Gang tritt, kommt er schnell aus dem Tritt, wenn der Boden unvermittelt unter ihm nachgibt. Und so ein gestürzter Robot kommt nur wieder schwer auf die Beine. Deshalb mögen sie keine Errrdlinge.

"Tu ihn schnell weg" haspelt der ängstliche Armstrong, "Und pass auf, falls es hier noch mehr von diesen Wühlgeistern gibt." Hastig zählt er mit den Fingern all die Begegnungen ab, die er bisher mit diesen pelzigen Unholden hatte.

Da können zwei nur mit den Köpfen um die eigene Achse rotieren. Denn verdrehen können sie ihre Infrarotaugen nicht. Nur die Blende zieht sich grimmig zusammen, als sie von diesem verrückten Plan hören. 'Laufen lassen?' und wenn er gleich zu graben anfängt? Sie stehen ja nicht immer auf so einem sicheren stählernen Boden. 'Bring mich zu eurem Führer, Erdling.' Das soll Harold sagen! Damit man gleich sehen kann mit wem und vor allen Dingen mit wie vielen man es tun hat.

Doch zu spät. Bis die korrigierte Befehlskette beim Mausefänger ankommt und er sie verarbeiten kann, hat er den ungehaltenen Nager schon wieder freigelassen.

"Das wurde aber auch Zeit!" ruft die entrüstete Maus und springt schnell von dannen. Sie hat keine Angst vor diesen tumben Metallklötzen, doch weiter quetschen lassen will sie sich auch nicht.

"Oh, jetzt ist sie gleich verschwunden." Der Armstrong schaut sich hektisch um, ob nicht schon der Boden zu schwanken beginnt. Die beiden Intelligenzbestien können noch so fluchen. Sie hätten diesen gefährlichen Nager doch niemals laufen lassen. Vielleicht haben sie ja recht, doch der bronzefarbene Roboter kann im Moment keinen klaren Gedanken fassen. In seinem Positronengehirn schwirren die Daten so sehr versucht er die kommenden Gefahren schon jetzt abzuschätzen.

"Kein Prrroblem," beruhigt sie Harold. "Die grreife ich mirr wieder." Wenn sich so ein Bodenunterwanderer sich wieder blicken lässt, wird sie der Roboter nicht noch mal entkommen lassen.

"Sie sollen nurrr kommen," der Raupenroboter ballt die Fäuste. Er vergisst dabei, dass die flinken Nager ihn dreimal umkreisen können, bevor er auf seinen trägen Ketten eine zu fassen bekommt. Der letzte Fang war pures Glück, da hat die Maus einfach nicht aufgepasst. Sie konnte ja auch nicht glauben, dass diese Botze sich für sie interessieren.

Die Botz mögen keine Mäuse, die sie aus naheligenden Gründe Erdlinge nennen. Das kann Wolfgang so schon mal aufnehmen und skizieren. Da werden sie zu Bö-Botz zu bösen Robotern. Dabei sind sie ständig missgestimmt, denn die Jahre haben ihre Spuren hinterlassen und das künstliche Leben hat den Botz bisweilen böse mitgespielt. Aber davon muss der Wolf später berichten. Denn gerade gibt es ein weiteres Treffen Maus Maschine.

Plötzlich steht Jack zwei unheimlichen Gestalten gegenüber. Der eine ist ein Kasten auf Beinen mit schnarrender Stimme. Diese verlangt gerade von dem roten Riesen, "dass er diesen Erdling vor ihnen wegmachen soll."

Klotzkopf ist das Hirn der Botz, denn außer Denken kann er ja nichts. Aber dafür hat er in seinem Kopf mehr Rechenleistung als für die Mondlandung benötigt wurde. Das beeindruckt die kleine Maus wenig. Jedes Telefon hat heute mehr Grips als die gesammte Weltraumforschung in den 60ern.

Und was soll der lange Lulatsch jetzt machen? Seine Schöpfer haben ihm Dampframmen statt Greifhände gegeben. Die Wumme auf seiner Schulter hat er längst umbauen lassen zu einem Laubpuster, damit er wenigstens einfache Gartenarbeiten übernehmen kann. Denn es gibt ziemlich wenige Jobs für ehemalige Kampfroboter mit Dieselantrieb.

"Dann puste ihn weg," knarzt Klotzkopf. Er kann diesen naseweisen Rotzlöffel schon jetzt nicht leiden. Jedes Telefon ist klüger, pah! Einen großs Schritt für die Menscheit macht man nicht mit einem Telefon. Es ist diese typische naseweise Missachtung, die ihnen als Roboter etwas ausserhalb ihrer Zeit überall noch entgegenschlägt. Sie waren mal militärische Geheimnisse und streng geheim. Inzwischen sind sie nur noch Dreckschleudern, die um jeden Job betteln müssen.

Doch bevor der lange Rote seinen Laubpuster anwerfen kann, sucht Jack lieber das Weite. Klotzkpf kann nur hilflos mit den Füßen trappeln. So viel Hirn und keine Hände zum greifen. Da kann die kleine Maus nur lachen und ist dann mal weg.

"Da kann man nichts machen," brummt der rote Riese. "Das liegt nur daran, dass du so träge bist," grummelt der kleine Kasten. "Im Laufe der Jahre werden die rostigen Glieder nicht schneller," verteidigt sich der so Gescholtene. "Und schließlich habe ich auch keinen Turbodieselmotor. Mein Stinker ist noch gute Nachkriegsware."  

Endlich außer Sichtweite nimmt sich Jack Zeit zu Verschnaufen. Diese Bö-Botz werden sicher noch Ärger machen. Denn sie mögen offensichtlich keine Mäuse.

Da hat Jack leider recht. Denn der Wolf kennt da noch ganz andere Geschichten.
Andere Geschichten um den Hunger nach Öl, die er ein anderes Mal aufzeichnen wird.


Fotos: W.Hein


Die Roboter von Ashley Wood sind eigentlich die finsteren Gestalten in einem großen Abenteuer in der fernen Zukunft. Doch bis dahin machen sie schon mal hier Haus und Garten unsicher.



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