Sonntag, 20. November 2016

Auf kleinerer Fahrt



Jack blickt hoch vom Krähennest in die Weite.

 Die kleine weiße Maus hat mit ein paar Freunden das Boot geentert. Und jetzt gehen sie auf gemeinsam auf ganz große Fahrt im Gartenteich.

 Sie haben die Segel gesetzt und warten auf die nächste steife Brise.

 Ein Kielschwein wollte Hella nicht sein, aber eine Rudersau, dass geht schon in Ordnung. Sie muss noch nicht einmal zwischen beiden Rümpfen hin und her wetzen, denn beide Steuerruder sind mit einer gemeinsamen Pinne verbunden. Nur ist die sehr, sehr schwergängig.

 Wasser hat keine Balken, ein Katamaran-Deck schon. So hat sich auch Alice überzeigen lassen, mit an Bord zu kommen. Das Boot liegt wirklich ganz ruhig – wie es die kleine Maus versprochen hat. Nur wo ist nur Jack geblieben?

Endlich hat Alice den kleinen Mäuserich gefunden: "Komm da sofort runter! Das ist doch viel zu gefährlich." Wenn nun der Wind kommt oder eine Monsterwelle …

"Keine Angst!" beruhigt sie der kleine Federleichtmatrose. "Ich halte mich gut fest." Und außerdem hat sich das Boot bis jetzt keine Seemeile, keinen Knoten, keinen Fitzel bewegt.

Doch Alice bleibt mal wieder unerbittlich. Murrend steigt der kleine Mäuserich wieder runter zum Deck.

 Klein Alice ist schon wieder auf dem Weg zum naseweißen Kapitän. Ist das so richtig, wenn man die ganze Zeit im grünen Wackelpudding aus Algen und Wasserlinse festhängt? Wenn das Schiff schwimmt aber nicht fährt? Die Rudersau ist selber grün hinter den Schweineohren und hat da auch noch keine Ahnung.

 Der kleinen Maus ist auch schon aufgefallen, dass sie noch nicht einmal auf mittlerer Fahrt sind. Genau genommen sind sie auf keiner Fahrt.

 Wenn sie jetzt durch das freche Entern des Seglers sogar schon Piraten geworden sind, sind sie auf jeden Fall nicht gestrandet. Höchstens in Gelee gefangen. Denn diese grüne Suppe ist so zäh, dass sie einfach nur auf der Stelle hängen.

Da hilft auch kein zweiter Rumpf! Der hängt genauso im Glibber. Die weiße Maus ist ratlos, dafür hätten sie auch kein Boot kapern müssen.

Was sollen sie machen? Auf den Winter warten, bis sie von Eisschollen eingeschlossen werden? Oder hoffen, dass im Frühjahr die Krebsscheren und Wasserlinsen abgesunken sind und sie eine freie Rinne haben? Oder würde sie schon der nächste Herbststurm doch noch rausblasen? Aber dann wollen einige Besatzungsmitglieder vorher schnell noch von Bord!
 
Die Mäuse sind nicht die einzigen, die das Schiff gekapert haben. Für sie nicht sichtbar – haben acht Mann johoho ihre Totenmannskiste mitgebracht.

Voller Hingabe heulen sie ihre Seemannslieder in den nicht vorhanden Wind. Moderne Geister bevorzugen dabei den Rap: "Auf der Toten Manns Kiste, Mann für Mann ist hin. Fern von jeder Küste, der letzte Heuer längst dahin. Yeah!" 

 Und ganz wichtig, egal in welcher Version: die Buddel Rhabarberwein!

 "Yoh, Man! Nich schnacken – Schädel im Nacken. Für 'ne Buddel voll …

… glugluglucks!"

 Wenig später sind die toten Männer wirklich "Hicks!" hin.

Davon ahnen unsere Helden nichts und blasen weiter Trübsal. Damit hier wenigstens etwas bläst, wenn es schon nicht der Wind ist.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Das ist schon wieder eine von Silkes Auftragsarbeiten. Zum Glück, denn fast wäre das Boot im Rahmen der Hausauflösung einfach nur umverteilt worden. Dabei hat es doch ideale Mausegröße, auch wenn wir Bedenken hätten, die kleine Mausebande allein auf den Maschsee zu lassen. Habe ich doch auf dem Weg zum Teich schon die Rudersau im Uferdickicht verloren. Und eine kleine weiße Maus ist während der Fotoaufnahmen wirklich grün hinter den Ohren geworden, als sie vom glatten Bootsdeck in den Teich gerutscht ist. Das nächste Mal brauchen sie auf jeden Fall Schwimmwesten. Am Erstaunlichsten ist aber, dass das Boot immer noch so gut im Wasser liegt. Das Großsegel ist schon etwas morsch und der Refftampen rissig. Aber die beiden Rümpfe sind auch nach über 40 Jahren immer noch dicht. Mein Vater konnte damals noch die Hoffnung haben, dass ich einmal in seine Segelstiefel schlüpfen würde. Denn auf dem Wasser unter Segeln war er immer glücklich. Und als ich einen Segelschein machen wollte, hatte ich sofort sein Übungsbuch und den Test-Tampen für die Seemannsknoten. Den haben inzwischen andere im Haus geerbt. Und Segelabenteuer erleben nun die Deb Canham Mäuse. Zusammen mit einer Buntsau von Hanne Mahnke und einem Hasen von Nugget-Bears.



3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Unglaublich :-))))
Auf was für Ideen Ihr kommt :-))))

Herzliche Sonntagsgrüsse
Von den Kuschelbären

Claudia hat gesagt…

Guten Morgen, ihr LIeben,
was für eine wunderschöne Geschichte, ach, ich bin wieder hin und weg!
Und , ihc mußte dabei an meinen Knuffelbär Sascha denken, mit dem ich einst ein Segelschiff besichtigen durfte, die Kruzenshtern, und, mein Knuffelbär durfte eine Reise mit dem Schiff amchen .. ich muß die Geschichte mal heruassuchen und in meinem Blog zeigen ...da werden schöne, alte Erinnerungen wach ...
DANKE Euch , für diese wieder so zauberhaft gestaltete Geschichte!
Ich wünsche Euch eine wunderbare Woche!
♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

heinwerken hat gesagt…

@ Kuschelbären
Wir finden es auch unglaublich, dass heimlich eine voll besetzte Totenmannskiste mitfahren kann und die Mäuse nichts davon merken. Noch nicht einmal, wenn die leere Buddel Rhabarberwein übers Deck poltert;-)

@ Claudia
da sind einige Seebären hier im Haus richtig beeindruckt: Die Krusenstern ist doch ein richtiger Windjammer, so ganz dicker Pott mit vielen Tüchern. Dafür würden viele sofort gern den Seesack packen, um dort anzuheuern. Selbst wenn sie dann nur Kartoffeln schälen dürfen. Nur die Kapitisse hält von Kombüsenumwegen gar nichts und würde lieber gleich die Warteliste für die Schiffsführung sehen oder muss man eine Nummer ziehen? Auf jeden Fall sind alle gespannt auf die Bilder.

LG Wolfgang