Mittwoch, 14. Mai 2014

Der Stellvertreter



Gestern saß der Bär noch in der Klinik in Osnabrück. Zusammen mit dem Einnasenlochhasen blickte er auf das Krankenbett meiner Mutter. Denn er ist ein Stellvertreter und hat meine Mutter die letzten Jahre wieder begleitet. Er ist ein Stellvertreter für einen Zotty, den mein Vater meiner Mutter während ihrer Verlobungszeit schenkte. Das ist übrigens derselbe Zotty, den ich später auf dem Weg ins alpine Hintertux verloren habe. An anderer Stelle ist zu lesen, wieso dieser Verlierbär wahrscheinlich der Ursprung dieser ganzen Geschichten geworden ist. Dafür gibt es inzwischen schon einen Wiedergänger. Und weil auch meine Mutter ihre Zottygeschichte hatte, hat sie einen eigenen Stellvertreter bekommen. Der sieht auch jetzt noch so frisch aus, wie in den Tagen als das Original verloren ging.

Jahrelang saß der neue Zotty nun am Bett meiner Mutter. Als sie einige Wochen vor Ostern ins Krankenhaus kam, steckte im Blumenstrauß zu den Feiertagen der kleine Einnasenlochhase. Er ist von Strauß zu Strauß gewandert, wenn die Blumen immer wieder welkten. Als es am letzten Wochenende für meine Mutter ernst geworden ist, ist der Zotty auch ins Krankenhaus gekommen. Und hat ausgeharrt, bis es gestern nacht vorbei war. So ist er eigentlich viel mehr als nur ein Stellvertreter geworden, da er mich jetzt immer an die letzten Tage meiner Mutter erinnern wird.


Text und Fotos: W. Hein

Wer genau auf den Hintergrund achtet, ahnt, dass das Bild nachgepostet worden ist. Aber in den letzten Wochen gab es gute Gründe, dass die Bären Pause gemacht haben.


1 Kommentar:

Monika + Bente hat gesagt…

Was für eine rührende, zärtliche und bewegende Geschichte für die letzten Tage eines Menschen - und welche positive Kraft diese Bären haben - ob nun Stellvertreter oder Originale und wie die Schicksale sich manchmal wiederholen ... in Hintertux und anderswo.
Liebe Grüße - Monika mit Bente