Samstag, 16. Juli 2011

Das Heulamm



Leckeres, frisches Heu! Dem kleinen Deichlamm läuft das Wasser schon im Mund zusammen. Mmmh! Und alles auf dem Zinktablett serviert.

Das ist ja eine Riesenportion für einen kleinen Paarhufer. Da könnte das Schaf noch die ganzen Bären zum Picknick einladen. Aber die haben alle längst lässig abgewunken. Wenn die Schucke eine Schale voller Honigwaffeln finden würde, dann kämen sie gern.

Na dann bleibt eben mehr für das Schaf. Es packt eine erste Handvoll Trockengras und beginnt es zu einem mundgerechten Bündel zusammen zu stopfen. Ganz schön flusig wie so ein Heu im lockeren Schaffell überall hängenbleibt. Da ist frisches Gras doch viel geschmeidiger ...

Vorsichtig probiert das Lamm den ersten Bissen. Es will ganz genau schmecken, wie das Heu den Gaumen kitzelt. Ob es beim Heu auch Lagen gibt und man das Anbaugebiet schmecken kann? So dass es Seegras und Alpenalm unterscheiden könnte? Mit würziger Kopfnote und einem grasigen Abgang? Oder es gibt Bergblütenheu und Waldwiesenhalmmischungen. Und für die sportbegeisterten Schafböcke den Heuabschnitt aus berühmten Fußballstadien. Aber das ist hier wohl gemeines Wald-und-Wiesen-Heu.

Jetzt kaut die Feinschmeckerin schon länger auf den trockenen Halmen herum. Die heraushängenden Enden bewegen sich eifrig im Takt der mahlenden Schafzähne. Das Heu schmeckt nicht so toll, wie es sich das Lamm vorgestellt hat. Grünes Gras ist nicht nur saftiger, es hat auch mehr Biss.

Von wegen frisches, leckeres Heu. Das ist furztrockenes Altgras, das seine besseren Tage hinter sich hat. Trockenfutter ist vielleicht haltbarer als fangfrischer Rasenschnitt aus dem Handmäher. Oder eine leckere Biograsportion direkt vom Sensenmann. Aber das Schlemmerschaf ist enttäuscht. Ob es für den Winter wenigstens Grasballen in der Tiefkühltruhe aus dem Supermarkt gibt?

Bevor das Deichlamm jetzt die Telefonnummer vom Grasbringdienst sucht, wagt es noch einen Versuch. Vielleicht fehlt dem Stroh ein wenig bunter Schmierkram, damit es saftiger wird. Das hilft ja auch bei Brutzelburgern und trockenen Kartoffelstäbchen, die sich der alte Seebär von Zeit zu Zeit holt. Mit Tomatenkettenschwapp wird sicher auch dieses zähe Fadheu noch zum Leckerschmecker.

Vorsichtig verteilt das Schnuckentier die knallrote Tomatenpampe auf dem Heu. Das macht sicher ganz fiese Flecken, wenn es kleckert. Doch gleichzeitig ist das kleine Wollköpfchen schon ganz aufgeregt. Die Zungenspitze fährt von einem Mundwinkel zum anderen. Und da kommt auch noch ein Klacks hin.

So und jetzt probiert das Schaf noch einmal den drögen Trockenmampf. Und wenn es immer noch nicht besser schmeckt, dann kann es ja mal sehen, wie diese rote Kettenschubssoße mit frischem Gras schmeckt ... Und dann könnte man den Schwapp auch über Rosenblüten kippen oder darin würzige Küchenkräutersträuße eintunken.


Fotos: W.Hein

Lena, das Deichlamm aus dem Rosenfachhandel, sucht schon länger nach der richtigen Ernährung für Heidschnucken. Es hätte fast schon Karotten probiert, weil die auch Wombats mögen. Nun Gras geht auf jeden Fall, obwohl die Wiese im Garten wird ja ständig von allen Bären betreten. Und wer will schon Fußtritte in seinem Essen? Also ist das nachgewürzte Heu jetzt hoffentlich aus biologischem Anbau ...


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