Montag, 10. März 2014

Der Rennrammler



Der Frühling lässt anderswo vielleicht Bändchen flattern. In den Garten hat er lieber die Sonne geschickt. Bären und Mäuse haben die dicken Winterjacken längst wieder eingemottet, bevor sie ins Grüne ziehen. Dort verausgaben sich seit Tagen die Krokusse und Schneeglocken, so dass die ersten Blütenkelche schon wieder ermattet zu Boden sinken.

Am Rande der Wiese steht wieder der alte Räderrammler, der von einem Stacheltier sehnsüchtig bewundert wird. Weil das fliegende Langohr ein wenig wurmstichig ist, musste es die nasskalten Jahreszeit in der Garage überwintern. Inzwischen blinzelt es wieder mit blitzenden Nagelaugen unternehmungslustig auf das grüne Geläuf, bis es in wenigen Wochen hinter Hasenglocken verschwinden wird. Doch jetzt hat der Holzhase die ganze Aufmerksamkeit eines kleinen Igels, der andächtig über die großen Räder streicht.

Auch eine kleine Bärin hat immer ein Auge auf das Dekogerümpel im Garten. Doch im letzten Jahr war der Hase so schnell im Wucherdickicht verschwunden, dass sie seine rasebereiten Rollräder noch gar nicht bemerkt hatte. Wenn er nur etwas bequemer wäre und sie wüsste, wie man sich gut festhalten könnte, dann ...

... ja dann würde sie über die grüne Pläne sausen, so schnell die Räderläufe des Rennrammlers sie tragen. Bis zum Ende der Grasnarbe und genauso flink zurück.

Der Rennpraktikant kann da nur mit den Rundohren schlackern. Als wenn eine kleine Bärin auch nur über einen einzigen Blütenstengel rattern würde. Und im Moment stehen die hier an einigen Stellen dicht an dicht. So ein Rennrammler ist doch Vorkriegstechnik. Keine Lenkstange zum Slalomfahren, kein Katzenauge und vor allen Dingen kein EL-EH-DE-Tagfahrlicht. Der hat doch sicher noch nicht einmal Garten-TÜV.

Das ist Marit-Sofie egal. So ein schönes schnittiges Profil, dass den Frühlingswind schneidet. Sie sieht sich auf seinem hochreckten Rundrücken durch den Garten eilen. Und ins Beet purzeln. Weil es keinen Haltegriff gibt.

Sie fragt die graue Maus, die im letzten Jahr doch immer hinter diesen Rennratten hinterher gehetzt ist: "Wie sause ich am besten und natürlich schnellsten auf dem Hasen über den Rasen?" Der heißt doch sicher aus gutem Grund so.

Nun, der Rennpraktikant schaut sich um. Erstmal müssen diese Huckelhöcker aus der Wiese verschwinden. Dann sollte man das fusselige Grün platt machen. Ganz platt. Am besten mit Beton. Und dann fehlt noch ein Gefälle. Oder man fährt gleich auf die Straße, dort wo die Siedlung einen Abgang macht. Marit-Sofie zuckt mit den Schultern: Schade, so hat sie sich eine Ausfahrt ins Grüne nicht vorgestellt.

Aber ein Stacheltier kann sich immer noch sehr gut vorstellen, auf flinken Hasenrädern über den Rasen zu rasen. Es muss dafür nur die Augen zukneifen. Und ein wenig tagträumen. Wenn vorlaute Bären und Hasen dazu bitte schweigen könnten. Pssssst!


Fotos: W.Hein

Marit-Sofie, das Frühlingskind ist eine Rica-Bärin von Ulrike & Claude Charles. Die beiden Mäuse kommen von Bell Bears Design aus den Niederlanden. Der kleine Igel stammt aus Neuseeland von D'Lyell-Bears. Und der alte Rennrammler ist ein Scheunenfund, der sich unversehens auf Ebay wiederfand, bevor er knarzend in unseren Garten rollte.


7 Kommentare:

Monika + Bente hat gesagt…

Was für eine Titelzeile *lach*

Ein schöne Bildergeschichte - und - Träumer kommen überall hin :-)

Liebe Grüße - Monika mit Bente

Calendula hat gesagt…

Wieder eine schöne, pfiffige Geschichte! Herrlich! Garten-Tüv und EL-EH-DE Tagfahrlicht .. einfach genial

Doro hat gesagt…

....diesen Rennrammeler als nostalgisches Kinderspiezeug und als Osterattraktion 2014 finde ich genauso toll,wie Deine Fellbären und -Mäuse in der so liebevoll,toll erzählten Geschichte....!
Danke ,dass Du Dir immer wieder so schöne Geschichten ausdenkst,sagt Doro

Luna und Luzie hat gesagt…

Rennrammler...hihi.GartenTüv...hm...was euch immer so einfällt ist echt drollig. Trotz Vorkriegstechnik, ich finde den altertümlichen Rennrammler klasse ;)
Das ist wieder so eine süße Geschichte mit wunderschönen Bildern und allerliebst angezogenen Kuscheltieren.
Schön, dass jetzt die Gartensaison wieder anfängt. Heute ist es zwar etwas ungemütlich, aber es soll ja schon bald wieder schöner werden.
♥liche Grüße
Stefanie

kleine-creative-Welt hat gesagt…

ja die Sonne genießen nicht nur wir Menschen - auch ein Langohr hat seinen Spaß daran - vor allem, wenn er endlich wieder in den Garten darf -
wie süß... ein Rennpraktikant -
die Mäuse haben wir ganz süße Outfits -
ja selbst im Garten gibt es also den TÜV - damit nichts passiert - verständlich -
Marit-Sofie ist aber ein schöner Name -
der kleine Igel freut sich so sehr auf seine Ausfahrt - ab Donnerstag soll es wieder schöner werden, da kann er noch gaaaanz lange durch den Garten düsen -

liebe Grüße - Ruth

Anonym hat gesagt…

Hallo ihr lieben Verrückten,
habe gerade euren blog entdeckt und freue mich sehr darüber. Ich werde ganz bestimmt noch viel bei euch stöbern. Ich bin auch ein kleiner - klitzekleiner- -Teddysammler und möchte gerne wissen, wo ihr die wunderschönen Eisbären, die ein paar Posts weiter unten zu sehen sind, adoptieren konntet, denn die sind wirklich wunderschön.
Weiterhin noch ganz viel Spaß und
liebe Grüße

heinwerken hat gesagt…

@ Monika mit Bente
... und die Träumer haben dabei noch den Vorteil, dass sie mit leichtem Gepäck reisen. Keine schweren Koffer schleppen und keine Sorge vor Pilotenstreiks.

@ Calendula
Der Garten-TÜV würde wahrscheinlich das Fahrwerk des Rennrammlers monieren. Da sind alle Achsen so verbogen, dass der Hase in Fahrt ständig auf und ab schwingt. Das ist doch keine sichere Straßenlage auf den Gartenbahnen.

@ Doro
Fellbären und Fellmäuse müssen eigentlich nur in den Garten kommen und dort rumlaufen. Dann kommen die meisten Geschichten von allein. Häufig wenigstens die schnelleren. Die so sorgfältig geplanten sind immer viel schwieriger und kosten manchmal fast zu viel Überwindung, weil da die eigenen Ansprüche schon viel mehr Zeit hatten, zu wachsen.

@ Stefanie
Wir finden ja auch, dass Rennrammler mit Vorkriegstechnik voll und ganz ausreichend bestückt sind. Denn so ein modernes Fernlenk-Plastikteil mit Licht und Sound wäre im Freien schon längst dahin gerottet, hätte dennoch keine schöne Patina und auslaufende Batterien würden zum Entsorgungsnotfall. Da ist ein Wurmstich und etwas Flugrost noch lange kein Räderbruch für den alten Rasehasen.

@ Ruth
Der Igel hat das Sonnenfenster der letzten Tage weidlich genutzt. Und wenn er in Gedanken nicht immer wieder auf dem Hasenrücken durch den Garten gesaust ist, schneller als ein Stacheltier jemals zuvor, hat er mit den kleinen Knopfaugen geblinzelt und sich auf der Sonnenbank hoch über dem Gras gerekelt. Wenn er nicht dabei runtergefallen ist, weil diese Rennrammler doch sehr schmal gebaut sind, um den Wind besser schneiden zu können.

@ Anonym
Die lieben Verrückten freuen sich über jeden Leser, der sich mit ihnen freuen kann. Und wer selbst ein Herz für Pelznasen in den eigenen vier Wänden hat, findet unter jedem Post einen Hinweis auf die Herkunft unserer Helden. Dazu kommen die Links in der Sidebar, so im Mittelteil. Die Eisbären kommen von Gisela Hofmann die eine eigene Internetseite betreibt, regelmäßig auf diversen Bärenbörsen (wie die Teddybär Total in Münster) ausstellt und deren Naturbären gelegentlich in der Bärenhöhle Mahnke in Hannover auftauchen.

Liebe Grüße Wolfgang