Montag, 8. Juli 2013

Blindfisch



Rosenblatt für Rosenblatt klappt lautlos zurück. Die Brustflossen streifen leicht über die Rosenblüten. Der orangene Witzfisch hebt sich träge über den üppigen Blühstrauch.

Langsam gewinnt er an Höhe, als er immer heftiger schwänzelt. Er dreht eine weite Runde über die Wiese. Ein wenig zu weit.

Knirschend schiebt er sich mit kräftigen Flossenschlägen am hohen Taxus vorbei. Schnalzend springen die Rückenflossen zurück, als der Fisch die überhängende Nadelzweige wieder unwirsch abstreift.

Ein Sputnik sieht kopfschüttelnd zu, wie der Flugfisch wieder in den freien Luftraum strebt. Das rote Fusseltier versteht nicht warum sich so ein Flossengleiter so prall mit Leichtgas aufpumpt, das man dabei noch nicht einmal einatmen sollte, wenn man keine Piepsstimme haben möchte. Und dann diese Flossen, die jetzt eifrig linksseitig wedeln, um den ganze Plumpskörper in eine neue Richtung  zu pressen.

Dabei ist doch Fliegen so einfach, wenn man einen blinkenden Propeller auf dem Kopf hat. Das Sputnik muss sich nur ein wenig konzentrieren, dann schwirrt es mit Gedankenkraft schnell rauf zu dem grätenfreien Kugelfisch. Dem wird es dann gleich erzählen, dass diese ganze Gasfliegerei ein Irrflug ist. Nur noch schnell die Gedanken ordnen, um ... also ... da war doch ... und der Hunger auf Marmeladenbrote ... schwer im Magen ... das Kopfblinkding ist doch für das ... äh ... was sirrt? ... wie oder warum ...  schwirr?

Auf dem Fisch ahnt niemand etwas von dem nahenden Besuchs des Sputniks. So zieht das Flossenscherzkeks weiter seine bedächtigen Runden und versucht dabei diesen widerhakigen Angelpflanzen in der Flugbahn auszuweichen.

Jetzt treibt ein laues Lüftchen den gestreiften Flossenflieger schon wieder auf den Taxus zu und wieder muss der Luftikus alle Schwanzflossenkraft einsetzen, um nicht im Geäst zu stranden.

So schwierig hat sich eine kleine weiße Maus die Fischfahrt nicht vorgestellt. Sie wollte sich in ungeahnte Höhen aufschwingen, weil sie richtig vermutet hat, dass so ein Nagerfliegengewicht dem Fisch nicht viel ausmachen wird.

So hat die naseweise Maus als blinder Passagier mit großer Pilotenbrille den Flossenflieger gekapert und versucht nun rauszufinden, wie sie den haltlosen Windbeutel endlich steuern kann. Bis jetzt macht der Fisch alles allein und ganz anders als es sich ein kleines Mausehirn vorstellt.

Doch als Angelina die weiße Chefpilotin fragt, ist der Mauseflug genau im Plan und die Baumkontakte sind vorgesehen. Die kleine Nager will den anderen Passagieren doch etwas bieten. Sie sollten sich nur gut festhalten, denn es wird sicher noch ein paar tollkühne Luftnummern geben.

Sanft gleitet der große Mauseträger durch die eng stehenden Stämme des lichten Wäldchens. Die Mausepilotin hofft, dass sie dabei nirgends hängenbleiben. Wie soll sie sonst erklären, dass sie alles im Griff hat. So ein Baumrempler wird doch niemand für Absicht halten.

Die anderen Nager an Bord sind viel zu aufgeregt, um den Pilotenschweiß zu bemerken. Sie haben zwar auch keine Ahnung, wie der Naseweis mit der modischen Puckbrille das macht. Sind doch nirgendwo Knüppel, Hebel oder Steuerräder zu sehen. Aber irgendwie fliegt, segelt und schwarwänzelt der Fisch doch so, wie es eine kleine weiße Maus will.

Wenn die Alicemaus größer wird, wird sie auch Fischdomptöse oder Flossenpilotin oder wie immer das heißt. "Witzluftakrobatin!" Die Kleine ist beeindruckt: "Neh ne? In echt?"

Aber bis dahin hat die kleine weiße Maus ganz mühelos den großen Luftflossler schon wieder in Richtung Rosenbusch gesteuert. Und flapp, flapp, flapp legen die starren Brustflossen ein Rosenblatt nach dem anderen um.


Fotos: W.Hein

Der große Clownfisch von 'Air-Swimmers' hat noch mal etwas Helium getankt für ein weiteres Gartenabenteuer. Das haben gleich vier Mäuse von Deb Canham ausgenutzt. Nur ein Sputnik von 'keuns & bears' weiß das wahre Flugabenteuer nur auf Propellerträger warten.


6 Kommentare:

wurkseln im blog hat gesagt…

Ich mag Deine Bildergeschichten!
LG
wurkseln

Unknown hat gesagt…

1Wir haben uns in der Bärenhöhle bei der Kalendervorstellung kennengelernt. Seitdem lese ich Euren Blog, weil die Geschichten so schön sind. Bloglovin hat mir diesen Post gar nicht angezeigt.:(
Gut, dass ich trotzdem mal geschaut habe. Grüße von allen Rosebudbears
SyKe

SchneiderHein hat gesagt…

@ Wurkseln
Deine Festplatten-Funde sind aber auch schön anzusehen. Und bei den Wetteraussichten kühlen wir uns demnächst bei Deinem eisigen Ententeich ab ;-)

@ Sylivia
Ach ja, der Tag war schön in der Bärenhöhle. Und prima, dass die Bären auch in Geschichten Spass machen. Dann sehen wir uns ja vielleicht am 12. Oktober wieder. Denn dann sollen nämlich die kleinen Helden wieder in der Bärenhöhle zu Gast sein und ihren Kalender 2014 vorstellen ...

Mit Bloglovin scheint es Probleme zu geben, wenn ein Post später eingestellt wird. Denn häufiger stellen wir die Bilder mit dem Datum ein, wann sie fotografiert wurden. Und der Fototermin lag für Bloglovin wohl schon zu weit zurück und bleibt im www verschollen ...

Mascha hat gesagt…

Fliegende Fische - huch, was hat Euer Garten nicht schon alles erlebt! Ich hoffe, die Reisegesellschaft ist sanft wieder im Ebenen gelandet und nicht irgendwo kopfüber vom Baum gestürzt oder gar in die Rosen gepurzelt - - -
Aber die Mäuse leben ja wohl noch heute.
LG Mascha

Mascha hat gesagt…

Huch jetzt ist mein Kommentar wech! Was bei Euch so alles durch den Garten fliegt... ich hoffe, die Reisegesellschaft ist wieder weich im Ebenen gelandet und nicht irgendwo ins Dickicht oder in die Rosen gestürzt. Aber die Mäuse leben ja noch, wie ich aus späteren Geschichten weisz -
LG Mascha

SchneiderHein hat gesagt…

@ Mascha
Beide Kommentare sind angekommen ;-) Nur, wenn ein Kommentar 2 Wochen nach dem Erscheinen eines Posts geschrieben wird, dann muss er erst freigeschaltet werden ...

Ja, die Mäuse haben den Flug unbeschadet überstanden - und sind auch nicht irgendwo im Gestrüpp verloren gegangen. Denn am Mausepo waren alle Fluggäste leicht fixiert. Nur das Fliegen entlang der Büsche und Bäume war für den Navigator mit der Fernbedienung schon eine kleine Herausforderung.

Und ich gebe zu, dass ich die Reste vom Fisch vor einigen Wochen im Bärenzimmer noch sah, aber gar nicht mehr an dieses Abenteuer dabei gedacht habe :-)