Donnerstag, 3. Mai 2012

In Tausch und Bogen


Der Lars hat eine Zwille. Die gibt er nicht aus der Pfote. Also durfte König Luis noch nie damit schießen. Und bis jetzt hat er noch nichts gehabt, das Lars dafür tauschen wollte. Keine Tröte, keine Räderschnellfahrbären und keine Stückelbilder. Doch jetzt hat der blaue Elefant etwas Neues gefunden.

Einen echten Flitzebogen für vier Pfeile mit Puschelfedern hat er in den Garten getragen. Das ist sicher das Richtige für quirlige Lausbären. Ganz sicher! Der kleine Rüsselprinz muss nur noch warten.

"Heh, du oller Zackenbarsch, wie gehts?" pflaumt ihn eine helle Jungenstimme an. "Und wie stehts?" Das ist offensichtlich ziemlich komisch, denn der Hosenfratz schüttelt sich gleich selbst vor Lachen.

Der Blaukönig nimmt seinen ganzen Mut zusammen und schon sprudeln die Worte heraus: "Ich habe einen Flitzebogen und will tauschen!" Der Bär ist etwas überrumpelt: "Und was?" Jetzt gibt es kein Zurück: "Ich will deine Zwille!"

Das muss Lars erst einmal überlegen: "Du Kronkorken willst meine Zwille?" Eigentlich wollte der Bär die nie aus der Tatze geben. "Meine Zwille ..."

"Na, dann eben nicht." Der Rüssel schnaubt ein wenig, damit es ganz gleichgültig klingt. "Da werde ich halt mit den Pfeilen rumschießen. Die kann man sicher auch ins Laub jagen."

Dann geht es ganz schnell. "Na hier du Zackenaugust, hier isse!" Und damit drückt Lars dem König tatsächlich die Zwille in die verduzte Pfote. 

Luis hält atemlos noch die so lang ersehnte Astschleuder, da probiert der Bär schon eifrig am Bogen herum. Er testet die Seilspannung und betrachtet danach ausgiebig die Pfeile. Mit zugekniffenem Auge prüft der Petz, wie gerade die Schäfte sind und pfeift anerkennend. Langsam streicht er über die Federn, die sich danach sofort wieder aufrichten. Mit Bedacht wählt er den ersten Pfeil aus.

Der Bogenschütze atmet tief durch und spannt den  Bogen so weit es geht, bis die Sehne in der Pfote fast schon zittert. Und daneben steht ein stolzer König. Der sein Glück nicht fassen kann. Er hat, nein er trägt die gelobte Zwille. Sie ist seins und wird es immer bleiben. Erst eine gummibewehrte, hölzerne Gabel ziert den wahren Herrscher des schnellen Zapfengeschosses. Um die Fichtenzapfen als naturgegebene Munition wird er sich gleich kümmern. Dann ist das Glück vollkommen ...

Ein kleines, grünes Krokotier sitzt ganz entspannt im Blattschatten mitten auf der Betonfläche. Ein einsames Pflänzlein auf der Steinfläche bietet Ali G einen Platz der Ruhe. Noch ahnt das Reptil nicht, was dieses "Und Zack! Wow, der saust ab wie ein blitzblankgeölter Blitz!" bedeutet.

Da saust plötzlich ein Geschoss krachend durch das Blätterverhau. Ali G kann gerade noch davon springen, da ist es auch schon weg. Viele Meter dahinter springt es klackend auf den Steinplatten auf, um danach schnarrend weiter zu rutschen.

"Boah" Hast Du das gesehen, mein Schnuffelkrönchen? Wie der Federmaxe das Grünzeug ratzfatz durchschlagen hat. Der hat noch mehr Wumms als so ein oller Tannenzapfen." Lars juchzt ganz aufgeregt: "Gleich noch mal!" Jetzt braucht er schnell den zweitbesten Pfeil.

Das grüne Reptil kann nur noch sehen, dass es sich, so schnell es geht, in die dichteren Rabatten schlägt. Denn dieses einsame Pflänzchen mitten in der Pläne ist wohl ein zu verführerisches Ziel. Immer wieder zischen die Pfeile durch die erschreckt aufrauschenden Blätter. 

Sorgfältig zielt der Bär mit seinem letzten Pfeil. Er fädelt die Nocke in die Sehne, bevor er mit aller Kraft den Langbogen spannt. Dann kneift er ein Auge zu, um mit dem anderen am Schaft entlang zu blinzeln und zu zielen. Auch dieses Geschoss wird er jubilierend in das Grünzeug jagen. Ein lustiger, grüner Sauseblitz ist gerade quickend von dort über die Betonfläche gezischt, aber jetzt ist alles ganz still ... bis zum nächsten Schuss.

Und ein König fragt sich, ob er nicht einen Fehler gemacht hat. Vielleicht ist die Zwille doch nicht das gelobte Oberdingsbums. Er hatte einen großartigen Spaßbogen und jetzt nur ein knickriges Gabelholz. Ob Lars noch einmal tauscht?


Fotos: W.Hein

Beide Schützen sind berliner Jungs, die jetzt hier im Garten gelandet sind. Luis ist ein elefantöser Stepi-Bär und Lars ein Bella-Bim-Bär. Ali G kommt dagegen als praktisches Beispiel für einen Exklusivschnitt von Hanne Mahnke aus der Bärenhöhle Hannover.


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