Freitag, 21. Januar 2011

Pappkameraden




Der Max, der Muck und der Benjamin hocken im Karton in der warmen Stube. Eigentlich ist es im Januar viel zu nass und kalt, um im Garten eine Butze zu bauen. Da weichen die Pappkartons viel zu schnell durch und kleine Bären bekommen immer nur zu hören, dass sie keinen Dreck ins Haus tragen sollen.


Aber hier drinnen kann man doch auch erstklassige Pappbutzen bauen. Nur ist ein Karton dafür doch viel zu klein. Das wird doch höchstens eine Abstellkammer oder ein Wohnklo. Da muss dringend Nachschub her, sonst bleibt das so ein Wolkenkuckucksheim oder wie diese unsichtbaren Vogelhäuser heißen.


Max erkundet oben schon mal den richtigen Bauplatz. Der Muck und Benjamin sind inzwischen eine Treppe tiefer gelaufen und suchen dort im Versandkartonlager nach den besten Pappwänden für den Fertighausbau.


Sie steigen auf ein Kartongebirge, das wohl nur auf sie gewartet hat. Denn alle Kästen sind leer und können doch nur hoffen, dass was Besseres aus ihnen wird: Ein Traumturm für Abenteurer oder ein Piratenschatzversteck oder die Kellergruft in einem Vampirschloss oder eben eine bodennahe Bärenbutze.


"Die ist gut." Benjamin greift eine etwas unhandliche, braune Kiste und hebt sie ächzend an. Dort oben Pappboxen rücken und damit herumfuhrwerken ist gar nicht so leicht, wie es vielleicht aussieht. Denn wenn die Kartons zu klein sind, bekommt ihr neues Zimmerhaus am Ende nur ein paar Kriechtunnel.


"Hier kommt ein Karton," wuchtet der honiggelbe Bär den bedruckten Kasten über die Kante. Wenn er jetzt noch etwas schiebt, dann kippt das Ding von allein runter.


"Ich nehm' ihn," ruft der kleine Muck. Der andere soll doch nicht alles allein machen. Er läuft zu dem immer heftiger wackelnden Karton: "Ich nehm' ihn!"


... oder doch nicht ... denn so schnell wie die Kippelkiste dann plötzlich runterkracht ...


 ... sieht sie doch ziemlich gefährlich aus. Der Bär kann gerade noch zur Seite springen, bevor ihn der Wohnkarton begräbt. Das nennt man jetzt wohl Zimmerflucht.


Doch Benjamin lässt sich nicht beirren: "Platz da, hier kommt der nächste!" Er hat schon die nächste Wohneinheit gegriffen und drückt sie über die Kante.


Den großen Karton lässt der Benjamin ganz langsam runter. Er hält ihn an der obersten Kante fest, bis der Kasten ganz weit unten hängt. Beim schwungvollen, tiefen Fall von oben knallt es zwar viel besser. Aber das macht auch eingedetschte Kistenecken. wenn die Butzenbauteile auf den Beton treffen. Und dann werden die Zimmer später noch ganz labberig.


Der Muck bleibt lieber auf Abstand, wenn es wieder heißt: 'Karton fällt'. "Wir haben schon ganz viele," verkündet der kleine Bär, als er sich umsieht: "Wir sollten die jetzt schon mal zum Max schaffen."


Zu zweit hieven sie den ersten Karton Stufe für Stufe nach oben. Benjamin wuchtet von unten und Muck zergelt von oben. Das ist viel anstrengender, als die Kisten vom Kartongebirge zu werfen. 


Den nächsten Karton über Kopf zu tragen ist nur fast eine gute Idee. Denn so sieht Benjamin ja nichts, wenn er die Treppe hoch stolpert. Muck hat da eine bessere Technik. Er legt den Karton flach über die Stufen und schiebt ihn einfach die Schräge hinauf.


Oben wundert sich Max, wo die anderen Bären bleiben? Er hört ein Rumpeln und Pumpeln. Dazu wurde leise geächzt und gestöhnt. Aber von Muck und Benjamin ist immer noch nichts zu sehen. Wenn das so lahm weitergeht, wird die Butze am Ende nur eine popelige Notunterkunft ...


Die beiden haben im Moment keine Zeit für die weitere Hausplanung. Denn wenn Pakete die Treppe hochrutschen können, geht das sicher auch umgekehrt. Das muss der kleine Muck gleich ausprobieren und hat sich einen stabilen Karton ausgesucht.


"Alles klar!" Muck winkt eifrig "Lass los!" Benjamin hält das Paket noch mit der letzten Pfotenspitze. Plötzlich ist er sich nicht mehr sicher, ob so eine Kartonrutsche so eine gute Idee ist. Doch Muck will nicht mehr warten: "Lass endlich los!" 


"Jippijippiiijeh!"


Benjamin hat sich die Augen zugehalten, bis kein Poltern mehr zu hören zu ist. Jetzt linst er vorsichtig zwischen Pfoten durch, ob der Muck unten auch wirklich gut angekommen ist.


Der todesmutige Kartonfahrer jubelt: "Gleich noch mal! Das war klasse." Schade das die Treppe so kurz ist ... obwohl ... sonst würde das Raufschleppen noch viel schwieriger. Eigentlich brauchen sie einen Kartonlift. "Heh! Benjamin, hilf mir mal, das Ding wieder nach oben zu kriegen." Gebaut wird wohl erst ab morgen.



Fotos: W.Hein

Muck, Max und Benjamin sind großartige Petze von Anja Fohmann. Die neuen Needful Friends sind oft kleiner, leben auf großem Fuß mit vorwitzigen Nasen und finden immer wieder schnell ein neues Zuhause.


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